QS-Verfahren

Einschätzungen und Kritik zum QS-Verfahren

Von einem QS-Verfahren erwarte ich, dass es etwas aussagt zu den Fragen: Was ist wesentlich für die Qualität? Wo ist Qualität vorhanden, wo gibt es Mängel? Und dass es dazu beiträgt, die vorhandene Qualität zu fördern.
Das IQTIG-Projektteam hat sehr aufwendig Grundlagen zusammengetragen und ausgewertet, und ein relativ großes Verständnis für Psychotherapie entwickelt. Gemeinsam mit dem Expertengremium hat es darum gerungen, Lösungen zu finden, die sowohl der QS-Logik als auch den Erfordernissen der Psychotherapie gerecht werden.
Die Herausforderung, zwei so gegensätzliche Systeme wie QS und Psychotherapie zusammen zu bringen, ist jedoch m.E. nicht gelungen. Meist hat sich dann doch die QS-Logik gegen die psychotherapeutischen Erfordernisse durchgesetzt. Das liegt zum Teil an den Vorgaben, die das IQTIG einhalten muss, aber auch an der Vorgehensweise des IQTIG gibt es einiges zu kritisieren.

Hier eine Zusammenfassung meines Fazits nach über 3 Jahren intensiver Auseinandersetzung im Expertengremium und mit tausenden Seiten Berichten, Richtlinien, Stellungnahmen usw.

Das QS-Verfahren erfasst nicht das Wesentliche der Qualität psychotherapeutischer Arbeit

  • Angebliche Qualitätsdefizite und entsprechender Verbesserungsbedarf in der psychotherapeutischen Versorgung werden behauptet, aber nicht nachgewiesen.
  • Nachgewiesene Wirkfaktoren, Qualitätsdefizite und Risiken fehlen dagegen.
  • Die Indikatoren betreffen zum großen Teil relativ banale Teilaspekte von psychotherapeutischen Tätigkeiten, die eigentliche, inhaltlich-fachliche Qualität der jeweiligen Tätigkeit wird nicht erfasst.
  • Ein Teil der Qualitäts-Indikatoren ist von Formulierung und Begründung her nicht geeignet für die Psychodynamischen Verfahren.
  • Vorhandene qualitätsverbessernde Instrumente wie Supervision/Intervision sind nicht berücksichtigt.

Das liegt u.a. an der Arbeitsweise des IQTIG (Link), aber auch an den Vorgaben des G-BA (Link)

  • Der Umgang mit Quellen und Rechercheergebnissen ist z.T. intransparent und irreführend.
  • Trotz umfassender Literaturrecherche berücksichtigt das IQTIG zentrale Ergebnisse der Psychotherapieforschung nicht (Wissen über Wirkfaktoren, vorhandene Qualitätsprobleme und -risiken, Verbesserungsmöglichkeiten). … und blendet bestimmte Themen aus ?
  • Das QS-Verfahren soll verfahrens- und diagnose-unabhängig sein und für sämtliche Arten psychotherapeutischer Behandlungen passen, daher muß es sich auf Aspekte beschränken, die allen gemeinsam sind, d.h. die (verfahrens-)spezifische Qualität fehlt.

Auswirkungen

Das QS-Verfahren wird ein falsches Bild der psychotherapeutischen Qualität erzeugen

  • Statt inhaltlicher Qualität werden unzusammenhängende, z.T. banale Teilaspekte das Bild von Psychotherapie prägen: Diese x Einzel-Merkmale sind nun DIE Qualität der Psychotherapie!
  • Das QS-Verfahren wird Daten produzieren, die eigentlich nicht verwertbar sind, weil niemand weiß, was sie aussagen.
  • Die Daten werden willkürlich und beliebig interpretierbar sein, je nach Interessenlage.

Das QS-Verfahren wird negative Auswirkungen auf die Psychotherapie haben

An einigen Stellen wird das QS-Verfahren als Erinnerungsstütze nützlich sein. Aber m.E. überwiegen insgesamt die negativen Auswirklungen auf die Qualität der Psychotherapie.

  • Psychotherapeuten werden an vielen Stellen ihre fachlich begründete Arbeitsweise so umstellen müssen, dass sie zum QS-Verfahren passt, statt zu ihrer Arbeit.
  • Die therapeutische Beziehung wird durch Patientenbefragung und andere Vorgaben eher beeinträchtigt.
  • Die intrinsische Motivation der Psychotherapeuten, sich zu verbessern, wird nicht gefördert, sondern durch formalistische Vorgaben, Kontrolle und Sanktionsdrohungen eher beeinträchtigt.
  • Das QS-Verfahren wird zu Patientenselektion führen.
  • Es entsteht ein Bürokratie- und Kontroll-Monster, das viele Ressourcen fressen wird (Arbeitszeit, Geld), die dafür an anderer Stelle fehlen werden.

 

 

 

 

Beatrice Piechotta - Rosmarinstr. 12 L  - 40235 Düsseldorf  -  eMail: kontakt@qs-psychotherapie.de