QS-Verfahren
Aktionen und Stellungnahmen
Stellungnahme und Alternativ-Vorschlag der BPtK zum QS-Verfahren (3.7.2025)
Die Bundespsychotherapeutenkammer hat sich auf dem 46. Deutschen Psychotherapeutentag ausführlich mit dem QS-Verfahren beschäftigt, und ihre Strategie im Umgang damit vorgestellt:
https://www.bptk.de/psychotherapeutentag/46-deutscher-psychotherapeutentag/
Die BPtK geht davon aus, dass sich bei dem QS-Verfahren herausstellen wird, dass die überwiegende Mehrheit aller Psychotherapeuten sowieso alles erfüllt, was das QS-Verfahren fordert, es wird also zu umfassenden Deckeneffekten kommen (kein Defizit = kein Verbesserungspotential).
Das ist einer von vielen Gründen, warum sie das QS-Verfahren als nutzlos ablehnt.
Der G-BA-Vorsitzende Hecken und einige Politiker hatten die vage Zusage gemacht: Wenn die Profession ein besser geeignetes QS-Verfahren vorschlägt und erprobt, dann könnte dieses Verfahren u.U. das QS-Verfahren des IQTIG ersetzen.
Die BPtK setzt nun – kurz zusammengefasst – auf folgenden Plan:
Feedback- und Monitoring-Systeme sollen das QS-Verfahren ersetzen, d.h. stattdessen verpflichtend für alle eingeführt werden.
Die BPtK verspricht sich davon, dass jede Praxis selbst entscheidet, welches Monitoring-System sie für geeignet hält und einsetzt. Das soll auch die Konsequenz haben, dass die Daten nicht vergleichbar wären, und nicht in dem geplanten Qualitätsportal veröffentlicht werden könnten.
Abgesehen davon, wie realistisch dieser Plan ist – m.E. kommen die Psychotherapeutinnen damit vom Regen in die Traufe.
Zumindest für die Patientinnen, z.T. aber auch für die Psychotherapeuten sind diese Feedback-Systeme wesentlich aufwendiger, als das QS-Verfahren.
Die Wirksamkeit von Feedback-Systemen wird immer wieder behauptet, sie ist aber nicht nachgewiesen, bzw. bisher ist nachgewiesen, dass Feedback-Systeme NICHT zu besseren Behandlungsergebnissen führen, wenn man sie mit echten Behandlungen von echten Psychotherapeuten vergleicht.
S. dazu Vortrag von Professor Cord Benecke bei den Lindauer Psychotherapiewochen 2025
Kurze Zusammenfassung der diesbezüglichen Aussagen:
- Die Metaanalyse, auf die sich alle beziehen, ergibt nur einen Effekt von 0,15, was lt. Benecke unterhalb der klinischen Bedeutsamkeit liegt
- Die Studien dieser Metaanalyse wurden an seinem Lehrstuhl nach bestimmten Kriterien (v.a.: Kontrollgruppe = echte Psychotherapie von echten Psychotherapeuten?) nachuntersucht (noch nicht veröffentlicht), dabei kam heraus:
Die Mehrheit der Studien zeigt keinen Effekt von Verlaufs-Feedback auf Symptomreduktion, Reduzieren von Verschlechterungen oder Reduzieren von Abbruchraten.
Der Einsatz von Feedback-Systemen als QS, also verpflichtend für alle, würde zusammengefasst bedeuten:
Alle Psychotherapeuten setzen für alle Behandlungen mehrfach eine Testbatterie ein, um dadurch einen Effekt zu erzielen, der unterhalb der klinischen Bedeutsamkeit liegt. Nur bei „schwierigen“ Behandlungen könnte man damit einen minimal höheren Effekt erzielen.
Die Psychotherapeutinnen würden also mit dieser Alternative viel Zeit investieren für eine Maßnahme, die nicht wirklich zur Qualitätsverbesserung beiträgt
Wie war das nochmal mit den Deckeneffekten?
Die größte Gefahr sehe ich darin, dass der G-BA sagt: Sehr schön, vielen Dank auch, eins von diesen Feedback-Systemen, die die Profession ja offensichtlich gut findet, das integrieren wir jetzt in das QS-Verfahren. – Dann wird aus bisher einem Test im Rahmen des QS-Verfahrens (zu Beginn und 1x im Verlauf) eine ganze Testbatterie, zu Beginn, im Verlauf und am Ende der Behandlung, mit Ergebnissen, die verglichen und auf dem zukünftigen Qualitätsportal veröffentlicht werden könne
Bereits auf dem nächsten DPT im Herbst will die BPtK dazu eine Richtungsentscheidung treffen.
Ich hoffe auf eine sorgfältige Diskussion dieses Vorhabens und möglicher Alternativen dazu innerhalb der Profession, an der auch die ärztlichen Psychotherapeuten teilnehmen!
Beatrice Piechotta - Rosmarinstr. 12 L - 40235 Düsseldorf - eMail: kontakt@qs-psychotherapie.de